Sommer 2009
So, damit hier auch mal wieder ein wenig Taxi-Kultur vermittelt wird, an dieser Stelle mal ein kleiner Bericht über eine Zentralenbesichtigung in der mittelschwedischen Provinz Dalarna.
Bei einem kleinen Einkaufsabstecher in die mittelschwedische Stadt Mora, ca. 20.000 Einwohner und ca. 100km von meinem Ferienort (60 Einwohner) entfernt, ich wollte mal wieder ein paar Ampeln sehen, habe ich mich doch glatt in die örtliche Taxizentrale verlaufen. Dort hatte ich ein sehr nettes Gespräch mit einer Fahrerin, Ann Britt, die dort gerade Funkdienst versah. Sie hatte etwa mein Alter, sprach aber ein bedeutend besseres Englisch als ich. Die Schweden bekommen dies aber schon seit Jahrzehnten mit in den Stundenplan geschrieben. Außerdem werden in Schweden beispielsweise auch keine Filme synchronisiert, so dass es im Kino meist englischsprachige Filme mit schwedischen Untertiteln zu sehen gibt.
Bei Mora-Taxi handelt es sich wohl um die einzige Zentrale des Ortes, mit etwa 13 Taxen. Das Unternehmen hat derzeit noch zwei Eigentümer, von denen sich aber einer Ende des Jahres in den Ruhestand verabschieden wird.
Im Verlauf des Gespräches stellte sich heraus, dass man auch dort mit ganz ähnlichen Problemen zu kämpfen hat, wie hier. Konnten bedürftige Sozialleistungsempfänger noch bis vor kurzem regelmäßige Einkaufsfahrten mit dem Taxi durchführen, so dürfen sie dies nur noch einmal wöchentlich. Auch Krankenfahrten wurden zwischenzeitlich so gut wie ganz zusammengestrichen.
In der ländlich geprägten Landschaft Mittelschwedens werden täglich jede Menge Schüler mit Taxen zur Schule gefahren. Die Auflagen zur Bereitstellung von Bussen mit jeder Menge Sonderausstattung, insbesondere Rollstuhlrampen haben dazu geführt, dass Mora Taxi auch diese Aufträge vor zwei Jahren verlor. Nach Ann Britts Aussage waren diese Fahrzeuge so anfällig, dass die Rampen meistens nach dem ersten Winter nicht mehr funktionierten. Die Kinder werden jetzt von einem Unternehmen gefahren, das seinen Betriebssitz in Rättvik hat. Das liegt etwa 40km weiter weg. Zur Info: in diesem Teil Schwedens kann es zu wochenlangen Frösten jenseits der – 15 Grad kommen, - 20 bis -30 Grad sind auch keine Seltenheit, Spikes im Winter obligatorisch, Steckdosen für die Standheizungen von Mitarbeiterfahrzeugen vor öffentlichen, wie auch privaten Einrichtungen die Regel.
Erstaunt hat mich der Umstand, dass diese Taxizentrale tatsächlich Öffnungszeiten hat. So wird nur in den Nächten Fr./Sa. Und Sa./So. ein 24h Angebot bereitgehalten. Siehe auch HP. http://www.morataxi.se/main.html
Der Tarif setzt sich recht kompliziert zusammen und ist zum einen nach Tageszeit und zum anderen auch nach Anzahl der beförderten Personen geregelt. Weiterhin gibt es für beide Bedingungen dann jeweils noch Entfernungsabhängige Grundpreise.
Beispiel: Grundpreis 1-4 Personen unter 10km ca. 3,50€ (Kurs 1:10). Über 10km ca. 12,00€.
Wenn ich es richtig verstanden habe erfolgt die Bezahlung der Fahrer auch dort nach Umsatz, dies aber gestaffelt. Ann Britt kommt nach eigenen Aussagen nach Steuern auf ca. 1.400,00 bis 1.600,00 €. Die Arbeitszeiten bewegen sich dabei auf sozialverträglichem Niveau. Als ich ihr berichtete, dass ein solches Einkommen hier (legal) wenn überhaupt, dann nur mit einer 70 Stunden Woche zu erzielen ist, machte sie doch große Augen.
Die Taxen verfügen über ein Volldatenfunksystem, dass über eine Taxizentrale in Gävle vermittelt wird. http://www.gavletaxi.se/ Die liegt auch nur rund 180km um die Ecke. Das Pikante ist allerdings, dass Mora Taxi zwar die Technik im Auto hat, das System aber nicht betreibt, sondern schön über Sprachfunk arbeitet. Bei 13 Taxen sicher kein Problem. Die Taxameter werden allerdings über Gävle ausgelesen und abgerechnet. Gävle Taxi gehört übrigens zum Veolia Konzern. Bei und transportieren die Gott sei Dank nur Müll. Das System http://www.fordon.kgk.se/products_tax.asp
Ann Britt hat der Veröffentlichung zugestimmt
Der Wettbewerb